Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Vom Getreidespeicher zur Pfarrkirche
Kipfenbergs Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt steht in malerischer Hanglage über dem Marktplatz unterhalb der Burg und gehört in diesem Ensemble zu den schönsten Fotomotiven der Marktgemeinde.
Vom Marktplatz aus kann man sie in ihrer vollen Breite bewundern. Dennoch, die Architektur mutet ein wenig eigenartig an, denn das Gebäude besteht aus einem verhältnismäßig großen und hohen Langhaus mit steilem Satteldach und einem kleineren Anbau für Chor und Sakristei an der linken Seite.
Die Fläche der Seitenwand teilen sich einige eher kleine Fenster mit einer Eingangspforte über einer mehrstufigen steinernen Treppe. An der rechten Ecke schließt sich eine kurze, hohe Mauer mit schmiedeeisernem Durchgangstor an, durch das man auf einen kleinen Platz an der Giebelseite kommt. Dort ist wiederum ein Eingang vorhanden und mittig darüber in mehreren Stockwerken, so scheint es, hölzerne Torluken.
Kipfenberg wird Pfarrei.
Nachdem der Bischof 1426 Kipfenberg zur Pfarrei bestimmt hatte, war zuerst die kleine St.-Georgs-Kirche vor den Toren des Marktes die Pfarrkirche, denn innerhalb der Mauern des Ortskerns war kein Platz für einen großen Kirchenbau. In den Folgejahren wuchs die Pfarrei schnell an, sodass bald die Frage nach einem entsprechenden Gotteshaus gelöst werden musste.
Von der Lösung berichtet Pfarrer Nikolaus Mayerhöfer 1881 in seiner Chronik:
„Das Geld zu einer großen Kirche war sicherlich nicht vorhanden. Da half einer der Fürstbischöfe aus der Not. Er gab umsonst oder doch wohlfeil seinen Getreidekasten am Fuße der Burg her; war ja die Zufuhr ohnehin sehr beschwerlich. Dieser wurde zu einer Kirche umgewandelt. Ein Gewölbe war nicht anzubringen, denn die Seitenwände hätten den Druck nicht ausgehalten; folglich brachte man eine mit Seesternen bemalte und mit vergoldeten Leisten befestigte Bretterdecke, eine sogenannte Cassettendecke an. Hart an der Türe baute man ein Halbrondell zum Aufgang und daran eine Kanzel. Die Fenster waren schmal gehalten, damit man die Mauer nicht verschwächte. Die östliche Wand wurde durchbrochen und ein Bogen eingefügt; an diesen fügte sich das Presbyterium mit einer tonnengewölbeartigen Bretterdecke und an diesem erstand der kleine Turm, der in sich die enge Sakristei birgt.“
Die Pfarrkirche entstand also aus dem alten Getreidestadel, wohl um das Jahr 1426 herum.
Die Steintafel über dem Seiteneingang erinnert an einen großen Umbau der im Jahr 1624 begann und durch den wohl von der ursprünglichen Ausstattung nicht mehr viel erhalten blieb. Sie trägt die Inschrift „16.J.C.E.E.24“, was ausgeschrieben bedeutet: „Johannes Christophorus Episcopus Eystettensis, 1624“, und sie meint damit Johann Christoph von Westerstetten, der zu dieser Zeit Fürstbischof von Eichstätt war.
Seit dieser Zeit waren immer wieder Renovierungen erforderlich und der helle und leicht wirkende Innenraum erstrahlt heute noch im Glanz der letzten von 2012.
Der Innenraum
Das zentrale Element ist der prachtvolle Hochaltar mit dem Bild der Himmelfahrt Mariens, flankiert von vier Säulen auf jeder Seite und den Statuen des heiligen Josef und des heiligen Joachim. Entstanden ist der Altar vermutlich zwischen 1760 und 1765, entworfen wurde er vom Eichstätter Hofbildhauer Matthias Seybold. Auf der Rückseite ist eine Renovierungsarbeit von 1767 dokumentiert.
Die beiden Seitenaltäre sind Stiftungen aus der Bürgerschaft. Der Linke ist der heiligen Anna gewidmet und besticht durch ein Gemälde mit der Darstellung der beiden Heiligen Walburga und Margaretha. Vor dem Bild steht die Skulptur einer Mondsichelmadonna, ein besonders wertvolles Stück, entstanden um das Jahr 1500 mit einem Strahlenkranz von 1951. Der rechte Seitenaltar wurde 1768 gestiftet und ist dem Heiligen Sebastian gewidmet. Das Gemälde stammt von Ludwig Schnitzelbaumer aus dem Jahr 1853, das ursprüngliche ist verschollen.
Im Innenraum befindet sich noch eine Reihe weiterer künstlerischer und historischer Besonderheiten, die Sie bei Ihrem Besuch der Kirche oder im Rahmen einer Führung entdecken können.
Ein detaillierter Kirchenführer mit Beschreibung des sakralen Innenraumes sowie Fakten zur Baugeschichte ist in der Kirche und in der Touristinfo erhältlich. Tagsüber bzw. während der Gottesdienste ist die Kirche geöffnet und frei zugänglich.
Text: Werner Kränzlein, 14.03.2025
Sprecher: Werner Kränzlein
Produktion: Landvilla-Audio Kipfenberg
Mit freundlicher Unterstützung durch Dr. Elmar Ettle
Quellenangaben:
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Liste der Baudenkmäler in Kipfenberg
Ettle, Elmar: „Gemeindemänner, Armenräte und ein türkischer Prinz“, 2011, Herausgeber Marktgemeinde Kipfenberg
Ettle, Elmar und Christ, Theresia: Die Kipfenberger Kirchen Mariä Himmelfahrt und St. Georg, Herausgeber Kath. Kirchenstiftung Kipfenberg
Mayerhöfer, Nikolaus: Pfarrchronik, Kipfenberg 1881
Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Bayern, München 1928