Die Fronfeste

Gefängnisgebäude zur Zeit der Fürstbischöfe

Die sogenannte „Fronfeste“ befindet sich direkt neben der Kirche Mariä Himmelfahrt am  Kipfenberger Geißberg, unterhalb des Burgberges. Es handelt sich um ein langgestrecktes Haus im Baustil des „Altmühljura“ mit dem dafür charakteristischen flach geneigten Satteldach. In hellem Gelb gestrichen, steht das Gebäude recht idyllisch am Fuße des Burgberges, hat einen netten Vorgarten und ist durch eine kurze, nicht allzu steile Treppe von der Kirchenseite her zugänglich. Gefängnis zu Fürstbischofs Zeiten

So gemütlich das Ensemble auch heute wirken mag, sein ursprünglicher Zweck entspricht diesem Eindruck überhaupt nicht. Zur fürstbischöflichen Zeit in Kipfenberg war hier das Kipfenberger Gefängnis untergebracht. Wir wissen nicht genau, wann das Gebäude errichtet wurde, darüber gibt es nur Vermutungen.

Der ehemalige Kreisheimatpfleger Anton Gäck war der Meinung, dass es aus dem 16. Jahrhundert stammt, weil zu dieser Zeit der bischöfliche Pfleger mit dem Kastner zusammen das Richteramt in Kipfenberg ausübte. Er berichtet 1968 im Eichstätter Kurier auch darüber, dass alle Fenster bis in die jüngste Zeit eisenvergittert gewesen wären, es sieben Gefängniszellen, sogenannte „Keuchen“, gegeben habe und dass das Gebäude die Wohnung des Gerichtsdieners oder Gefängniswärters enthalten habe. Nur selten waren Schwerverbrecher im Gefängnis festgehalten worden, meist waren es leichtere Vergehen, die zu einer kurzen Gefängnisstrafe führten. Eine Episode Elmar Ettle hat für sein Buch zur Kipfenberger Ortsgeschichte eine eher amüsante Episode in der Eichstätter Volkszeitung vom April 1879 gefunden, und die geht in etwa so: „Der Feiertagsschüler S. hatte wegen fortgesetzter Schulversäumung eine mehrtägige Haftstrafe in der Landgerichtsfrohnfeste abzubüßen. Der Aufenthalt daselbst mochte dem jungen Taugenichts denn doch zu prosaisch vorkommen, er sann auf Flucht und wirklich nicht vergebens. Mit wahrem Zetergeschrei rief er, dass sein hölzerner Nachttopf rinne. Die Frau des Gerichtsdieners ließ sich endlich auch bestimmen, in seiner Keuche nach dem angegebenen Uebelstandes zu schauen, aber während dieselbe eifrigst nach dem Grunde des fingierten Uebelstande sucht, ist S. mit einem Satze aus der Zelle und mit wenigen Sprüngen aus der Frohnfeste. Das geriebene Bürschchen vergaß aber nicht, bei seiner Flucht die Zelle zu verriegeln, so dass die guthmütige Gerichtsdienersfrau mehrere Stunden lang die Süßigkeiten des Eingesperrtseins verkosten musste“.

Gegen Ende der 1880er Jahre hatte das alte Kipfenberger Gefängnis ausgedient - ein neues Gefängnis war neben dem zwischenzeitlich entstandenen Amtsgerichtsgebäude in der Kindinger Straße errichtet. Im Dezember 1899 kam die alte Fronfeste unter den Hammer und wurde im Kipfenberger Gasthaus „Engel“ für 1500 Mark versteigert.


Text: Werner Kränzlein, 10.03.2025

Sprecher: Werner Kränzlein

Produktion: Landvilla-Audio Kipfenberg

Mit freundlicher Unterstützung durch Dr. Elmar Ettle

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