Das Fasenicklmuseum
Ehemaliges Torwärterhaus des Beilngrieser Tors
Das Kipfenberger Fasenicklmuseum ist im ehemaligen Torwärterhaus der mittelalterlichen Kipfenberger Stadtmauer untergebracht. Es gehörte zum Beilngrieser Tor, das neben dem Eichstätter Tor einer der beiden einzigen Zugänge zum Ort war. Der heutige dritte Zugang vom Norden her, neben dem Gasthaus Limes, wurde erst im 19. Jahrhundert geschaffen. Das Torwärterhaus steht, wenn Sie vom Frankenring her kommen und in Richtung Marktplatz gehen, auf der rechten Seite im schmalen Torbäckgäßchen. Das Beilngrieser Tor sicherte an dieser Stelle beim Torbäck den Zugang durch die Wehrmauer zum Marktplatz.
Wie das genau damals ausgesehen hat und wie das Torwärterhaus in die Mauer integriert war, wissen wir nicht, das wäre ein Thema für künftige Forschungsarbeiten. Das aktuelle Gebäude mit seinem kleinen Glockenturm ist nicht das Original aus der mittelalterlichen Zeit, sondern wurde wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet. Aufgaben des Torwärters Der Torwärter war eine wichtige Amtsperson der Gemeinde mit einer Reihe von bedeutsamen Aufgaben. In erster Linie hatte er natürlich die Tore bei Sonnenuntergang zu verschließen und am Morgen wieder zu öffnen. In der Nacht waren die Tore normalerweise geschlossen und der Zugang in den Markt blieb spät ankommenden Reisenden bis zum nächsten Tag verwehrt. Aber es gab manchmal auch wichtige Ausnahmen, für deren Umsetzung der Torwärter die Verantwortung trug. Drohte Gefahr von außen, musste er dafür sorgen, die Tore rechtzeitig zu schließen und sicherzustellen, dass sie das auch blieben, bis die Gefahr vorüber war. Eine wichtige Aufgabe war beispielsweise auch die Betätigung der Glocke beim Ausbruch eines Feuers oder wenn die Bürger zum Scharwerk gerufen wurden. Scharwerk, das waren meist gemeinsame Arbeiten, zu denen die Einwohner eines Ortes auf Anordnung verpflichtet waren. Als später Tore und Mauer abgebrochen wurden, begann auch der Verfall des Torwärterhauses und es musste lange Jahre auf seine Rettung warten. Der Kulturverein Der Kulturverein „Die Fasenickl“ übernahm 1985 diese Aufgabe, sorgte für eine Renovierung und richtete darin ein bedeutsames und einmaliges Museum zur Fastnachtskultur im Altmühlraum ein. Der Verein wurde 1955 mit dem Ziel gegründet, die kulturelle Tradition der alten heimischen Fastnacht als traditionelles Brauchtum zu erhalten, wiederzubeleben und zu fördern. Nach der schrecklichen Zeit des Zweiten Weltkrieges mit seinen Nachwirkungen waren nur mehr wenige der Originalkostüme und Masken vorhanden und das kulturelle Leben in Kipfenberg brauchte dringend einen Wiederanschub. So war das Ziel entstanden, nicht nur die Fastnachtskultur wieder aufleben zu lassen, sondern auch jährlich zu Ostern eine Kunstausstellung und weitere Veranstaltungen außerhalb des Themas Fasching zu organisieren. Ganz bewusst ist dieses Ziel auch in die Namensgebung mit dem Wort „Kulturverein“ aufgenommen worden und wird immer noch mit großem Engagement verfolgt. Im kürzlich vollständig renovierten und modernisierten Torwärterhaus erfahren Sie alles Wissenswerte zum „Fasenickl“, der zentralen Figur der alten fränkischen Fastnacht. Sie sehen zum Beispiel, wie die aufwändige Kostümierung hergestellt wird, und lernen den historischen Ursprung kennen. Besonders interessant ist auch, was es mit dem Peitschenknallen, auf Bayerisch „Goaßlschnoizn“, auf sich hat und was der rätselhafte Fastnachtsruf „Gö-sucht“ bedeutet.
Text: Werner Kränzlein, 11.03.2025
Sprecher: Werner Kränzlein
Produktion: Landvilla-Audio Kipfenberg
Mit freundlicher Unterstützung durch Dr. Karl Heinz Rieder, Kreisheimatpfleger und wissenschaftlicher Leiter des Römer- und Bajuwarenmuseums
Quellenangaben: Bayerisches Amt für Denkmalpflege: Liste der Baudenkmäler in Kipfenberg, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Eichstätt, Markt Kipfenberg, Stand 01.06.2024
Ettle, Elmar: „Gemeindemänner, Armenräte und ein türkischer Prinz“, 2011, Herausgeber Marktgemeinde Kipfenberg Rieder, Karl Heinz: Texte im Fasenicklmuseum