Die Christuskirche

Evangelische Kirche mit außergewöhnlicher Geschichte

Die evangelische Christuskirche in Kipfenberg und ihr Standort haben eine außergewöhnliche Geschichte. Die Kirche entstand nämlich aus einem ehemaligen Wirtshaussaal und sie befindet sich unmittelbar auf einem Grundstück, durch das der Limes, die Grenzbefestigung der Römer, verlief.

Bereits im sogenannten „Salbuch“ von 1631, das war damals das amtliche Güter- und Einnahmenregister der Gemeinde, ist, zum Anwesen eines Kipfenberger Bierbrauers zugehörig, ein „Keller am Schloßberg“ verzeichnet. Das könnte bereits der Vorläufer desjenigen „Felsenkellers“ gewesen sein, den das Gastwirtsehepaar Böll 1830 zusammen mit einem Brauereianwesen erwarb, dem heutigen Gasthaus „Limes“.

Der Felsenkeller erhielt einen offenen, überdachten Aufbau aus Holz mit Legschieferdach und wurde damit zum „Sommerkeller“. Eine Kegelbahn, ein schattiger Biergarten unter Bäumen und ein Schießplatz in seiner Nähe machten ihn zu einem beliebten Ort für Veranstaltungen.

Um den Saal auch in der kalten Jahreszeit nutzen zu können, wurde der hölzerne Aufbau 1880 durch einen steinernen ersetzt. So entstand der „Böllsaal“, ein Festsaal, in dem in den folgenden Jahren ein großer Teil des gesellschaftlichen Lebens von Kipfenberg stattfand.

Aber auch für diesen Veranstaltungsort sorgte der Verlauf der Zeit für Veränderungen, und so kam es, dass der Bierkeller nach mehreren Besitzerwechseln 1906 geschlossen wurde. Das Gebäude stand nun leer. Im Jahr 1929 wurde im ehemaligen Festsaal der erste Kipfenberger Kindergarten eingerichtet. Später, nach dessen Umzug, diente er als Unterkunft für Kriegsgefangene, Fremdarbeiter und Kriegsflüchtlinge. Danach verfiel das Gebäude mehr und mehr und hatte schon fast den Zustand einer Ruine erreicht, als es die evangelische Gemeinde in Kipfenberg am 11. Februar 1954 für das zukünftige erste Gotteshaus erwerben konnte. Umbau zur Kirche

Der ehemalige Sommerkeller wurde zur Kirche umgebaut und seitlich durch einen Glockenturm mit einem, wie es hieß, „einfachen Geläut“ der Glockengießerei in Erding ergänzt. Endlich, nach vielen Jahren, wurde der Wunsch der evangelischen Gemeinde in Kipfenberg Realität, als das erste eigene Gotteshaus am 13. Mai 1956 mit einer großen Feier eingeweiht werden konnte. Noch heute befindet sich unter den Kirchenräumen der alte Bierkeller der früheren Gastwirtschaft. Etwa 30 Jahre später, im Juli 1984, beschloss der Kirchenvorstand, die Planungen für einen geeigneten Begegnungs- und Veranstaltungsraum aufzunehmen. Inzwischen war die Zahl der Gemeindemitglieder weiter angestiegen, weshalb es dringend geboten schien, einen geeigneten Ort für zusätzliche Veranstaltungen neben den Gottesdiensten bereitstellen zu können. Es war nicht einfach, das Projekt in die Tat umzusetzen, denn neben Problemen in der Planungsphase war es schwierig, die Finanzierung sicherzustellen.  Die evangelische Kirchengemeinde hatte einen Eigenanteil zu leisten und stellte ihn durch eine sogenannte „Bausteinaktion“ sicher. Dazu wurden Karten mit der Zeichnung eines Bausteins angefertigt und verkauft, übrigens die Idee eines Urlaubers, der sich gerade in Kipfenberg aufhielt. Zuschüsse kamen unter anderem von der Marktgemeinde Kipfenberg und den umliegenden Gemeinden. Den Hauptanteil übernahm die bayerische Landeskirche. Und so konnte am 13. Januar 1987 das seitlich an den Turm angebaute Gemeindehaus eröffnet werden, das seinen Zweck als einen gut genutzten Treffpunkt für das Gemeindeleben erfüllt.    

Im Innenraum Im Inneren des Kirchenraumes findet man zwei künstlerische Besonderheiten: Im hinteren Bereich steht eindrucksvoll in der Mitte die 1992 erworbene Kirchenorgel. Sie ist ein wertvolles und ganz besonderes Stück, des Straubinger Orgelbauers Anton Ehrlich aus dem Jahr 1864 mit einem Manual, sechs Registern und einem gesonderten Spieltisch. 

Eine weitere künstlerische Besonderheit sind die sehr schönen Buntglasfenster des Augsburger Künstlers Helmut Ulrich aus dem Jahr 1992. Das Ziel für die künstlerische Gestaltung ist im Protokoll der Kirchenvorstandssitzung vom 26. Oktober 1989 zu finden: „In einer Zeit, in der immer mehr Menschen fast nichts mehr von der christlichen Botschaft wissen, sollen hier Bilder mit zentralen Inhalten des christlichen Glaubens geschaffen werden, die so anschaulich sind, dass sie bereits von Kindern verstanden werden können, etwa im Stil einer Kinderbibel.“  

 

Text: Werner Kränzlein, 06.03.2025 

Sprecher: Werner Kränzlein 

Produktion: Landvilla-Audio Kipfenberg 

Mit freundlicher Unterstützung durch Dr. Elmar Ettle  

Quellenangaben: Bayerisches Amt für Denkmalpflege: Liste der Baudenkmäler in Kipfenberg, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Eichstätt, Markt Kipfenberg, Stand 01.06.2024 

Ettle, Elmar: „Gemeindemänner, Armenräte und ein türkischer Prinz“, 2011, Herausgeber Marktgemeinde Kipfenberg 

Ettle, Elmar: „Kipfenberg - Metropole des Handwerks“ , 2016  

Frommel, Dietmar: Festschrift „50 Jahre Christuskirche in Kipfenberg“, Mai 2006, Herausgeber Evangelisches Pfarramt Kipfenberg

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