Burg Kipfenberg

Abendstimmung

Wie die Burg Kipfenberg so stellen wir uns eine Ritterburg vor: errichtet auf einer Felsspitze, von weither sichtbar, überragt von einem Turm, dem Bergfried mit Treppengiebeln, umgeben von steinernen Wohngebäuden. Eine Umfassungsmauer mit weiteren Türmen, vom Hinterland abgetrennt durch einen tief in den Fels geschlagenen Graben. Über diesen führt eine hölzerne Ziehbrücke durch das Haupttor in einen Innenhof.  Am auffälligsten ist der Bergfried, das ist der hohe Turm mit Treppengiebel, der etwa aus der Mitte der Anlage heraus alle anderen Gebäudeteile überragt. Im unteren Teil wurden für das Mauerwerk sogenannte „Buckelquader“ verwendet, das sind Steine, bei denen sich die Sichtseite buckelartig nach außen wölbt. Das ist das entscheidende Indiz für die Erbauungszeit um 1200 nach Christus herum. Die erste Urkunde In einer Urkunde von 1266 wird der Name Kipfenberg zum ersten Mal erwähnt. Ein Rudegerus de Kipphenberc ist Zeuge in einer Gerichtsverhandlung. Vermutlich der Verwalter des Burgherrn. Aber wer war damals der Burgherr? Die Quellen berichten von den Reichsministerialen mit der Bezeichnung Kropf oder lateinisch Struma von Emetzheim und Flüglingen in der Weißenburger Gegend.  Erst die letzte Generation der Eigentümer wohnte auf Burg Kipfenberg. Ritter Konrad Kropf der Jüngere und seine Frau Petrissa sind namentlich bekannt und siegelten ab 1277 mit dem Kipfenberger Wappen, auf dem erstmals der bis heute erhaltene Kipfstock zu sehen ist. Sie verkauften die Burg und die zugehörige Stadt unten im Tal am 1. September 1301 an den Eichstätter Bischof Konrad von Pfeffenhausen. Unter dem Bischof Noch im selben Jahr zog der Pfleger des Bischofs in die Burg ein. Er war so etwas wie Verwalter, Landrat, Bürgermeister und Landrichter in einer Person. Die Burg blieb etwa 500 Jahre lang im Besitz der Eichstätter Fürstbischöfe. 1803 wurden mit der Säkularisation kirchliche Besitztümer durch den Staat eingezogen und so kam auch unsere Burg zuerst an den Großherzog der Toskana und dann 1806 an das Königreich Bayern. Die Burg fiel in private Hände und wurde in Teilen weiterverkauft. Sogenannte „Kleinere Leute“ nahmen Wohnung in verschiedenen Gebäuden. Der Verfall der Burg setzte ein. 1836 kaufte der Bayerische Staat den Bergfried zurück, er blieb deshalb erhalten.  Bereits wenige Jahrzehnte später war die Burg derart baufällig, dass auf Anordnung der königlichen Regierung alle Wohnungen geräumt und mit dem Abbruch der Ruinen begonnen wurde. Der Neuaufbau Außer den beiden Türmen blieb lediglich die Burgkapelle auf der westlichen Bergspitze erhalten.

Mit Ausnahme des Bergfrieds, der weiterhin in staatlichem Besitz blieb, gingen die Reste der Burg 1895 an den Münchener Privatier Franz Häußler. Im Jahr 1914 erwarb Anna Taeschner, Berliner Apothekers- und Fabrikantenwitwe, die gesamte Burganlage. Sie beauftragte den damals recht bekannten Burgenarchitekten Bodo Ebhardt mit dem Wiederaufbau. Man hatte nicht vor, die historische Architektur wiederherzustellen, sondern wollte eine zeitgemäße Wohnstätte nach den Bedürfnissen der Familie schaffen. Deshalb wurden noch bestehende Teile renoviert und neue Gebäude im Stil der damaligen Zeit errichtet.  Die Burganlage sieht heute also nicht mehr so aus wie zu Zeiten des Ritters Kropf oder der Fürstbischöfe.  Sie befindet sich weiterhin in Privatbesitz und kann deshalb nicht besichtigt werden. Die Eigentümer haben das große Wirtschaftsgebäude im Vorhof für das Römer- und Bajuwarenmuseum zur Verfügung gestellt. So bleibt ein Teil der Burganlage öffentlich zugänglich.  Meist einmal im Jahr kann man im Rahmen einer geführten Wanderung, unseren sogenannten Roter-Rocksack-Entdeckertouren, Zugang zum Burginnenhof mit der Zugbrücke erlangen und von dort die Aussicht ins Tal genießen.

Ein tolles Foto von der Burg kann man vom sogenannten Kipfenberger Brandplatz knipsen. Diesen erreichen Sie über den Wanderweg Nr. 3 (Kressensteig).

Wanderweg Nr. 3 (Kressensteig)

Römer- und Bajuwarenmuseum

 

Text: Werner Kränzlein, 10.03.2025 

Sprecher: Werner Kränzlein

Redaktion und Produktion: Landvilla-Audio Kipfenberg

Mit freundlicher Unterstützung durch Dr. Karl Heinz Rieder, Kreisheimatpfleger und wissenschaftlicher Leiter des Römer- und Bajuwarenmuseums

 

Quellenangaben:

Taeschner, Franz : Geschichte der Burg Kipfenberg, Eichstätt in Bayern 1933

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Liste der Baudenkmäler in Kipfenberg, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Eichstätt, Markt Kipfenberg, Stand 01.06.2024

Rieder, Dr. Karl Heinz: Kreisheimatpfleger, wissenschaftlicher Leiter des Römer- und Bajuwarenmuseums

Audio Burg Kipfenberg

Audio Burg Kipfenberg (6,2 MB)

Burg Kipfenberg
Burg 1
85110 Kipfenberg
Tel.: 08465 9410-40
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