Das Amtshaus

Erstes Rathaus mit Krankenstation und Feuerwehrdepot

Sucht man im Bayerischen Denkmalatlas nach dem Haus Försterstraße 1 in Kipfenberg, so findet man in der Kurzbeschreibung, dass es sich um ein längliches, schmales, zweigeschossiges Wohnhaus handelt. Auch, dass es aus zwei Gebäuden besteht, im Kern wohl aus dem 16./17. Jahrhundert stammt und Treppengiebel aus dem 19. Jahrhundert hat. Lassen Sie uns diese etwas magere Information ein wenig ergänzen!

Wenn wir einen alten Ortsplan zur Hand nehmen, dann sehen wir zunächst, dass es direkt auf dem ehemaligen Verlauf des römischen Limes und wohl außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer steht. 

Im nördlichen Giebel findet sich oben eine Steintafel mit der Jahreszahl 1505, dem Wappen des Eichstätter Domkapitels und dem des Fürstbischofs Gabriel von Eyb mit den drei Muscheln.

Allerdings ist es nicht nachweisbar, dass das Gebäude genau in jenem Jahr errichtet wurde, wohl aber in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zu welchem Zweck das Haus gebaut wurde, kann man auch nur vermuten.

Der Kipfenberger Ortschronist Elmar Ettle fand im Gemeindearchiv Hinweise darauf, wie er in seinem Buch zur Ortsgeschichte schreibt, dass das Amtshaus anfangs die Wohnung eines Gemeindebediensteten war, und sogar bis nach dem ersten Weltkrieg wohnte dort der Kipfenberger Nachtwächter.

Zusätzlich befand sich darin ein Arrestlokal für kleine Missetäter, etwa Holzdiebe, die der Gemeindevorstand kraft Amtes einige Tage lang einsperren konnte. Im Rechnungsbuch mit den Gemeindeausgaben von 1756 entdeckte er folgenden Eintrag: „..5 Böhminger Bauern/so wegen nicht bezahlen wollenden Holz […] in allhiesiges ambthaus eingespöhrt worden, ausgelegt 4 Gulden 29 Kreuzer“.

Die Marktgemeinde hatte im Amtshaus auch noch die Krankenstube des Ortes und einen Raum für Feuerlöschgerätschaften untergebracht. Es ist nicht bekannt, wann das Amtshaus zum ersten Rathaus Kipfenbergs wurde, wahrscheinlich ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Amtsräume des Bürgermeisters im ersten Stock waren über eine Holztreppe von außen erreichbar. Sie blieben, soviel ist bekannt, bis zum September 1931 in dem alten Gebäude aus der fürstbischöflichen Zeit. Danach erfolgte der Umzug in das frei gewordene Schulhausgebäude am Frankenring, heute das Gebäude der Sparkasse. 

Im Jahr 1932 kaufte ein Buchbinder das Anwesen von der Gemeinde. Er richtete im Erdgeschoss eine Buchbinderei und einen Schreibwarenladen ein, das Krankenzimmer und der Feuerwehrgeräteraum waren zu diesem Zeitpunkt längst ausgezogen.

Und noch heute befindet sich in dem Gebäude ein Schreibwarenladen mit angeschlossener Postfiliale.

Text: Werner Kränzlein, 07.03.2025

Sprecher: Werner Kränzlein 

Produktion: Landvilla-Audio Kipfenberg

Mit freundlicher Unterstützung durch Dr. Elmar Ettle

Quellenangaben:

Bayerisches Amt für Denkmalpflege: Liste der Baudenkmäler in Kipfenberg, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Eichstätt, Markt Kipfenberg, Stand 01.06.2024

Ettle, Elmar: „Gemeindemänner, Armenräte und ein türkischer Prinz“, 2011, Herausgeber Marktgemeinde Kipfenberg

Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Eichstätt, München 1928

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